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                                                                                                                                                                               8.1.2024

Synodale Stimmungsmache gegen das katholische Priestertum

Seit der Veröffentlichung der MHG-Studie im Herbst 2018 sowie der Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz 2019 setzte sich bei den meisten deutschen Bischöfen ein Klima der Verdächtigung gegen das Priestertum fest. Obwohl in den letzten dreißig Jahren der Anteil von übergriffigen Geistlichen auf etwa ein bis zwei Prozent zurückgegangen war, wurde ein „Generalverdacht" gegen alle kirchlichen Mitarbeiter, aber insbesondere gegen Kleriker in die Welt gesetzt. Der Essener Generalvikar Klaus Pfeffer, das alter ego von Bischof Overbeck, vertrat diese These in einer Herder-Publikation 2020.Generalverdacht gegen alle Geistlichen als potentielle Missbrauchstäter
Alle Mitglieder eines Systems generell zu verdächtigen ist in Rechtsstaat und Kirche eine völlig unmögliche, kategorisch auszuschließende Methode. Historisch ist sie kennzeichnend für totalitäre Machthaber. Erstmals führten französische Revolutionäre in der Terrorphase 1793 ein Gesetz zum Generalverdacht gegen alle Bürger ein. Auch dem Spitzelsystem der DDR mit seiner hundertausendfachen verdeckten Überwachung der Bürger lag ein generelles Misstrauen zugrunde.
Mit der umfassenden Verdächtigung von Katholiken und Klerikern als potentielle Missbrauchstäter folgte Pfeffer den Vorgaben, die die Deutsche Bischofskonferenz unter der Leitung von Kardinal Reinhart Marx und den Bischöfen Franz Josef Bode und Georg Bätzing nach der MHG-Veröffentlichung ausgegeben haben. Man fokussiert sich auf die „alles ermöglichenden systemischen und milieubedingten Zusammenhänge" und Ursachen für Missbrauch, also die sogenannten institutionellen Faktoren, die angeblich sexuelle Übergriffe begünstigen. Dazu führte man den sogenannten Klerikalismus auf und erklärte die angeblich überhöhte Sakralisierung des Priestertums für missbrauchsfördernd.
Diese spekulativen Verdachtsbehauptungen speziell gegen katholische Priester hatten keinerlei empirische Basis etwa in der MHG-Studie. Aus deren Teilprojekte 2, 3 und 6 hätten die DBK-Bischöfe erfahren können, dass sich die Missbrauchstäter im geistlichen Amt in ihrer Typologie nicht von säkularen Tätern unterscheiden. Mit der Klerikalismusthese in Berufung auf die MHG-Studie betrieben die bischöflichen Wortführer Missbrauch des Missbrauchs.
Pfeffer vermittelte den Eindruck, dass die Kirche eine „Täterorganisation" sei. Diese ungeheuerliche Beschuldigung machte sich Bischof Bätzing Ende 2020 ebenfalls zu eigen. Er beschädigte damit im öffentlichen Raum die Reputation seiner Priester. Zugleich wurde das Selbstverständnis der Priester angegriffen. Denn welcher Priester oder Kandidat für das Priesteramt will schon Mitarbeiter einer Täterorganisation sein?
Bischof Bätzing war zu Beginn des Synodalen Wegs Co-Vorsitzender des Forums IV zur katholischen Sexualethik, das von vornherein den Irrweg einschlug, ohne Rückgriff auf biblische Lehre und kirchliche Tradition in Anlehnung an bestimmte humanwissenschaftliche Trends eine neue, „anderskatholische" Sexualmoral zu konzipieren.
Als neuer Vorsitzender der DBK übernahm er im März 2020 den Co-Vorsitz des Synodalen Wegs. Damit war er auch mitverantwortlich für das Forum II: Priesterliche Existenz heute. In dieser Arbeitsgruppe wurden die sogenannten systemischen Missbrauchs-Risikofaktoren wie sakral überhöhtes Priesterbild, Klerikalismus und Zölibat vorgebracht und damit der Generalverdacht aufgewärmt. Es fiel selbst säkularen Zeitungskommentatoren auf, wie Synodale und Bischöfe die Priester schlechtredeten. Das geschah besonders scharf durch Laienfunktionäre, von den Bischöfen geduldet.
Abkehr von Konzilsdokumenten auf dem Synodalen Weg
Auf dieser kritischen Basis wurden dann in dem Grundlagenpapier des Forums II der Kampf gegen das Priestertum mit einseitiger Argumentation aus der vatikanischen Konzilskonstitution Lumen Gentium (LG) theologisch ausgetragen. Die Synodalen versuchten, das besondere sakramentale Priestertum nivellierend einzuebnen zu den „vielen anderen Diensten und Geistesgaben in der Kirche" (S.14). Dabei scheuten sie nicht vor plumpen Fälschungen und dreisten Auslassungen zurück.
Unterschlagen werden die Konzilsausführungen zum sakramentalen Weihepriestertum: Die Bischöfe stehen zusammen mit den Priestern und Diakonen „an Gottes Stelle der Herde vor, deren Hirten sie sind, als Lehrer in der Unterweisung, als Priester im heiligen Kult, als Diener in der Leitung" (LG 20). Sie haben die durch die Weihe übertragenen Ämter der Lehre, Leitung und Heiligung auszuüben (LG 21).
Der Synodaltext unterschlägt ebenfalls die entscheidende Konzilsbestimmung von der wesentlichen Unterscheidung des allgemeinen vom besonderen Priestertum, nach der beide auf je besondere Weise am Priestertum Christi teilhaben: „Der Amtspriester nämlich bildet kraft seiner heiligen Gewalt, die er innehat, das priesterliche Volk heran und leitete es. Die Gläubigen hingegen wirken kraft ihres königlichen Priestertums an der eucharistischen Darbringung mit und üben ihr Priestertum aus im Empfang der Sakramente, im Gebet, in der Danksagung, im Zeugnis eines heiligen Lebens, durch Selbstverleugnung und tätige Liebe" (LG 10).
Gegenüber dieser eindeutigen Aufgabe der Priester, die eucharistische Gaben darzubringen, das gläubige Volk heranzubilden, zu leiten und zu heiligen, verwässern und verwischen die Synodalen den Leitungsdienst. Zwar ist die Forderung berechtigt und auch schon vielfach Praxis, dass eine gute priesterliche Leitung die „Partizipation vieler an den vielfältigen Aufgaben der Kirche" ermöglicht. Aber in den Forumspapieren I und II wurden die Begriffe Partizipation und Teilhabe meistens als Kampfworte gegen die angebliche Machtfülle und Machtmissbrauch der Priester eingesetzt.
Die Synodalen vom Forum II behaupten apodiktisch: „Für Christen gibt es keinen Priester außer Jesus", da nur einer (Christus) Mittler sei zwischen Gott und den Menschen. Diese lutherische These ist darauf gerichtet, der Legitimität des sakramentalen Priestertums den Boden zu entziehen. Jedenfalls ist nach den definitiven Aussagen von Bibel, Tradition und Lehramt das Gegenteil der obigen Synodalbehauptung richtig: Die sakramentalen Priester sind „geweiht nach dem Bilde Christi, des höchsten und ewigen Priesters, zur Verkündigung der Frohbotschaft, zum Hirtendienst an den Gläubigen und zur Feier des Gottesdienstes und in diesem Auftrag sind sie wirklich Priester des Neuen Bundes" (LG 28).
Wie gesagt, lässt das Synodalpapier die klaren Ansagen und Aufgaben des sakramentalen Priestertums durch die Dogmatische Konzilskonstitution Lumen gentium unter den Tisch fallen. Stattdessen fabulieren die Synodalen über diffuse priesterliche Aufgaben wie „Vermittlung des unverfügbaren Geheimnisses, das den Menschen unbedingt angeht".
Das Forumspapier zeigt die tendenziöse Richtung der Textautoren an, die Axt an das sakramentale Priestertum zu legen.
Die Stimmungsmache gegen das katholische Priestertum zeigte Wirkung ...
Die Folgen dieser Stimmungsmache gegen das katholische Priestertum zeigten sich schon bei der 2. Vollversammlung des Synodalen Wegs im Oktober 2021. Bei der Diskussion des entsprechenden Grundlagentextes wurde von Synodalen der Diskussionsantrag gestellt, „ob die Kirche überhaupt das sakramentale Priestertum braucht". Den Antrag nahm eine knappe Mehrheit von 95 zu 94 Stimmen an. Tatsächlich wurde später die protestantische These, dass es für Christen keinen Priester außer Jesus gebe (siehe oben), in das Enddokument vom Forum II aufgenommen.
... und Bischof Bätzing duckte sich weg
Spätestens bei der Antragstellung hätte der Co-Vorsitzende Georg Bätzing als katholischer Priester und bischöflicher Episcopos (Aufseher über die Kirchenlehre) Widerspruch einlegen müssen und den grundstürzenden Antrag nicht zulassen dürfen. Allerdings hätte das den Mut des Glaubenszeugen bedurft, insbesondere bei dem zu erwartenden Redeschwall von Irme Stetter-Karp. Zumindest hätte er mit theologischen Argumenten energischen Protest vorgetragen müssen, um die Mehrheit der Delegierten von einer fehlerhaften Entscheidung abzuhalten.
Doch Bischof Bätzing tat es nicht, er duckte sich, ging dem Konflikt mit den Laiensynodalen aus dem Weg.
Er ist dafür verantwortlich, dass eine häretische Formulierung gegen das sakramentale Priestertum auf dem Synodalen Weg letztendlich beschlossen wurde. Für seine anschließende Erklärung nach der Abstimmung, dass es keine katholische Kirche gebe ohne Priesteramt, hatten die Synodalen nur ein Achselzucken für die „Meinung" des Bischofs übrig, der laut Statut eben nur als einfaches Abstimmungsmitglied zählt.
Bischof Bätzing hatte im September 2023 auf die Frage einer Journalistin: „Haben Sie vor etwas Angst?" gesagt: „Mich ängstigt, dass kaum noch jemand Priester werden will, denn eine katholische Kirche ohne Priester gibt es nicht." Tatsächlich beschädigt der dramatische Rückgang von Priesterweihen sowie die laienhafte Stimmungsmache gegen das sakramentale Priestertum die Identität der katholischen Kirche.
Auf diesem Hintergrund muss sich der Limburger Bischof, zugleich Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz fragen lassen:
Was will und wird Bischof Bätzing in seinem Bistum, in der Bischofskonferenz sowie gegenüber dem ZdK tun, um einerseits die Bedeutung und Wertigkeit von sakramentalem Priestertum und Eucharistiefeiern zu fördern und andererseits gegen die entsprechend destruktiven Tendenzen und Kräfte vorzugehen?
Hubert Hecker