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Der Leib Christi in Bild und Sakrament

n dem Artikel „Symbolik von Eucharistie und Abendmahl" beschreibt und deutet die ehemalige Schulleiterin Susanne Nordhofen das Altarwandbild der Kollegskirche Königstein i. Ts. Dargestellt ist der über dem Tabernakel optisch schwebende dornenbekrönte Christus, „der mit seinen ausgebreiteten Armen die Kreuzform markiert".

Rezension zu dem Artikel: ‚Symbolik von Eucharistie und Abendmahl‘ von Susanne Nordhofen, in: Eulenfisch Nr. 32/2023

In dem Artikel „Symbolik von Eucharistie und Abendmahl“ beschreibt und deutet die ehemalige Schulleiterin Susanne Nordhofen das Altarwandbild der Kollegskirche Königstein i. Ts. Dargestellt ist der über dem Tabernakel optisch schwebende dornenbekrönte Christus, „der mit seinen ausgebreiteten Armen die Kreuzform markiert“. Auf der linken Seite fängt ein Engel in einem Kelch das Blut der Seitenwunde auf. Rechts unterhalb des ausgebreiteten Armes sieht man eine rote Scheibe und darunter den lateinische Spruch: per ipsum et cum ipso et in ipso. 
Wandbild Königstein

Die Autorin beginnt im Stil einer Kirchenführung für Kinder oder Jugendliche, die Bilddarstellung zu erläutern. Sie bespricht zunächst die auffälligen Besonderheiten dieses Kreuzigungsbildes: Die rote Scheibe erinnert an die von Lukas berichtete Sonnenfinsternis während der Kreuzigung – mit der biblischen Interpretation, „dass selbst die Natur das ungeheuerliche und ungerechte Geschehen der Hinrichtung Jesu kommentiert“.  Der Engel zur Linken wird zwar allgemein als Kommunikationsvermittler zwischen göttlicher und menschlicher Wirklichkeit vorgestellt, nicht aber sein besonderes symbolträchtiges Handeln, in diesem Fall das Seitenblut Christi mit einem Kelch aufzufangen. Ausgehend von dem Blut an den Wundmalen sowie den Blutspuren an Jesu Stirn spricht die Autorin die damaligen Hinrichtungen am Kreuz als „furchtbare Marter“ an.

Mit dem Hinweis, dass die „unwürdige Hinrichtung“ Jesus traf, der wie kein anderer die Liebe zu Gott und den Nächsten vorgelebt habe, steht ein Widerspruch oder die Frage nach dem Warum und Wofür im Raum. Dazu hilft der Verweis auf den Willen Gottes nicht wirklich weiter. Nicht befriedigend ist die Antwort der Autorin: Jesus habe seine Gottes- und Nächstenliebe „in aller Konsequenz durchgehalten und wurde dafür gekreuzigt“.

In keinem Zusammenhang mit dem Vorhergehenden stehen die dann folgenden Ausführungen, dass die Gottessohnschaft Jesu „nichts Exklusives“ sei, denn nach Joh 1,12 könnten alle Gottgläubige „Kinder Gottes“ werden. Diese Nivellierung zwischen Gottessohn und gläubigen Menschen wird weder der Logos-Theologie des Johannes-Prologs gerechte noch der dogmatischen Aussage des Nicea-Konzils zu der Wesensgleichheit von Gott Vater und Gott Sohn.

Nach der Behandlung der sichtbaren Kreuzigungsdarstellung kommt die Autorin zur nicht abgebildeten Abendmahlsgeschichte. Für diesen Überleitung nutzt sie weder das Bildelement des Engels, der im Kelch das Blut Christi auffängt, noch die im Bild sichtbaren kirchlichen Realelemente Tabernakel und Altartisch.

Die Abendmahlsworte werden nur bruchstückhaft und dazu fehlerhaft angegeben. Bei dem Brotwort fehlt … mein Leib „für euch“ (1 Kor) bzw. „für euch hingegeben“ (Lk). Bei dem Kelchwort wird die Passage ausgelassen: …mein Blut, „das Blut des Bundes, für viele / für euch vergossen“ (bei allen drei Evangelisten und im Korintherbrief). Mit dem ebenfalls fehlenden Matthäus-Zusatz: … Blut vergossen „zur Vergebung der Sünden“ verpasst die Autorin einen weiteren Baustein für die Sinndeutung des Kreuzigungsgeschehens. Stattdessen fügt sie bei dem Kelchwort ein, was sie bei dem Brotwort unterschlagen hatte: … mein Blut, „das für euch hingegeben ist“. Zudem verfälscht sie das Futurum im Original zur Präsenzform.

Wie soll aus diesem sorgfaltslos zusammengestoppelten Text-Torso eine angemessene Interpretation von Eucharistie und Kreuzigung entwickelt werden?

Die Autorin führt aus: Der Priester wiederhole die Abendmahlsworte. So stelle er sich in die „Nachfolge Christi“. Dieser Terminus wird gewöhnlich für die Lebensorientierung nach den Weisungen Christi bis hin zum Kreuztragen gebraucht. Hier jedoch wären ‚repräsentatio Christi‘ oder ‚in persona Christi‘ die theologisch angemessenen Bezeichnungen.

Sie spricht von der Wandlung von Brot und Wein in den Leib und das Blut Christi. Doch schon im nächsten Satz reduziert sie das Altargeschehen auf eine Weihehandlung, wenn sie von „geweihter Hostie“ schreibt. Auch die Umschreibung des Kommunionempfangs als aktives Tun in der Form: „sich mit Jesus in Verbindung setzen“ ist theologisch unangemessen, insofern Jesus selbst die Hingabe seines Leibes „für viele“ betont hat. Aber diese Aussage war schon beim Zitieren der Abendmahlsworte unter den Tisch gefallen (siehe oben). „Gott selber schenkt sich uns, damit wir schenken können“ – so die heilsbedeutende Kernaussage von Kardinal Joseph Ratzinger in seinem Eucharistie-Buch ‚Gott ist uns nahe. Eucharistie: Mitte des Lebens‘, Augsburg 2001, S. 44.

Die Autorin fasst zusammen: „Im Gedächtnismahl ist Jesus auch nach seinem Tod für alle Menschen präsent.“ Doch die Art der Präsenz bleibt unbestimmt: Geistige Anwesenheit im Gedächtnis, im Gedenken an Jesus vor seinem Tod?  Präsenz im Rahmen des gemeinschaftlichen Glaubens (wie im lutherischen Gottesdienst, bei dem nach der Feier Brot und Wein weiterhin nur Lebensmittel sind)? Oder bleibende Realpräsenz Christi in den Gestalten von Brot und Wein nach katholischer Lehre?

Für die Autorin sind die Begriffe „die Eucharistie“ und „das Abendmahl“ wechselseitig zu gebrauchen, anscheinend auch in ökumenischer Versöhnlichkeit. Ist nicht jede Eucharistiefeier eine Wiederholung des Abendmahls im Gefolge von Jesu Aufforderung: Tut dies zu meinem Gedächtnis?

Joseph Ratzinger bringt gegen diese gängige Auffassung zwei Argumente vor:
• Jesu Abendmahl kann von den Christen gar nicht wiederholt werden, weil es im Rahmen des jüdischen Jahresfestes Paschamahl stattfand. Der Wiederholungsbefehl bezieht sich auf etwas Neues: die in seinen Worten ausgesagte Hingabe seiner selbst - für die Jünger, die Christen, für die Vergebung der Sünden, als Sakrament des Neuen Bundes.

• In der Abendmahlsfeier wies Jesus in den Hingabe- und Einsetzungsworten auf seinen bevorstehenden Erlösungstod am Kreuz hin: Mein Leib, der für euch hingegeben wird; mein Blut, dass für viele vergossen wird. Als die Jünger nach dem Tod Jesu zusammenkamen, taten sie das im Gedächtnis an die vollzogene Hingabe Christi am Kreuz.

Somit konnte das historisch-biografisch einmalige ‚Abendmahl‘ weder formal wiederholt werden noch als Inhalt des Gedächtnisses im Vordergrund stehen. Die Zusammenkünfte der ersten Christen fanden auch nicht mehr am Sabbath statt, sondern am Sonntag, dem Tag von Jesu Auferstehung als das von Gott bestätigte Zeichen der Überwindung des Todes. Seither war und ist die eucharistische Zusammenkunft der Christen die Gedächtnisfeier des Erlösungstodes Christi als Befreiung von Sünde und Tod, besiegelt in seiner Auferstehung und heilswirksam für alle Zukunft aller Welt. Deshalb hat jede Eucharistiefeier präsentischen Charakter:  Vergegenwärtigung von Christi Kreuzeshingabe und Erlösungstod, Realpräsenz des auferstandenen Herrn in der Gestalt von Brot und Wein, Hingabe des Herrn an die gläubigen Christen in der Kommunion.

Die Begriffe ‚Gedächtnismahl‘ und ‚Abendmahlfeier‘ bedeuten eine historische und theologische Engführung. Sie können die aufgezeigten Bedeutungen der Eucharistiefeier nicht widerspiegeln.

Zurück zum Altarbild der Kollegskirche. Die Autorin schreibt im letzten Abschnitt: „Der (über dem Tabernakel) schwebende Gekreuzigte deutet auf das Mysterium der Wandlung (auf dem Altare) hin.“  In der Tat ist der Gekreuzigte zugleich der Auferstandene, der in jeder Eucharistiefeier in den Gestalten von Brot und Wein gegenwärtig wird.
Es gilt auch die umgekehrte Perspektive vom Kirchenraum zum Wandbild im Altarraum: Wenn der Priester nach der Wandlung in der Elevation die Hostie als den Leib Christi in die Höhe hebt, dann sehen die Gläubigen den sakramentalen Leib vor dem deutenden Wandbild des gekreuzigten (und auferstandenen) Leibs. Wenn der Priester den Kelch mit dem Blut Christi erhebt, dann können die Mess-Teilnehmer an dem dahinterstehenden Wandbild ersehen, wie das aus der Seitenwunde Christi vergossene Blut zur Vergebung der Sünden im Kelch der Kirche aufgefangen und heilswirksam präsent ist.

Auch ein weiteres Architekturelement der Kollegskirche unterstreicht den dargestellten Charakter der Eucharistiefeier: der achtstufige Treppenaufgang zum Altarraum symbolisiert den Aufstieg zum Kalvarienberg als Ort des erlösenden Opfertodgeschehens.

Hubert Hecker